Eine Frage, die wir sehr oft in unserem Alltag als Schlafberaterinnen hören, lautet: “Unser Baby schläft zwar eigenständig in seinem Bettchen ein, wacht aber alle zwei Stunden auf und möchte gefüttert werden. Kann es sein, dass es tatsächlich soooo hungrig ist?” Ist dein Baby nicht jünger als 4 Monate, lautet die Antwort definitiv nein. Was ist dann der Grund für nächtliches Aufwachen? Ist es doch augenscheinlich in der Lage, selbst in den Schlaf zu finden..
Die erste Frage, die wir als Schlafberaterinnen in dieser Situation entgegnen, lautet “Wann erhält das Baby seine letzte Fütterung vor dem Einschlafen?”.
In 9 von 10 Fällen ist dies meist nur wenige Minuten vor dem Einschlafen der Fall.
Und da, genau da liegt das Problem. Leider eine Schlafassoziation, also Hilfe zum Einschlafen, die nicht wirklich offensichtlich erscheint, da das Baby ja nicht in den Schlaf gefüttert wird.
Also wenn dein Baby kurz vor dem Einschlafen in seinem Bettchen noch gefüttert wird (egal ob gestillt oder mit Flasche) und dann häufig in der Nacht aufwacht, besteht möglicherweise eine sogenannte “versteckte Schlafassoziation”.
Aber was ist eine “versteckte” Schlafassoziation?
Sprechen wir von Schlafassoziationen meinen wir in der Regel die Art und Weise, wie euer Baby zu Beginn der Nacht einschläft. Eine Hilfe sozusagen, die wir als Eltern bereitstellen um dem Nachwuchs das Einschlafen zu erleichtern. Schlafassoziationen verursachen deshalb oft Probleme, weil das Baby mitten in der Nacht dieselbe Hilfe wie beim abendlichen Einschlafen benötigt, um wieder ein-und weiterschlafen zu können (füttern, schaukeln etc.). Ist die Rede von einer versteckten Assoziation, meinen wir eine Hilfestellung, die wir unserem Baby anbieten, kurz bevor es in das Land der Träume abdriftet, und obwohl es den letzten Schritt zum Einschlafen tatsächlich ohne unser Zutun schafft fordert es dennoch nachts die Hilfe ein, die es kurz vor dem Einschlafen von uns Eltern bekommen hat.
Wo liegt also das Problem?
Ist eine “versteckte Schlafassoziation” am Werk passiert es sehr häufig, dass die eigentliche Ursache für häufiges Aufwachen in der Nacht übersehen wird. Denn auch wenn das Baby relativ wach in sein Bett zum Schlafen abgelegt wird, hält die Milch, die es nur wenige Minuten zuvor getrunken hat, die Verknüpfung zwischen Füttern und Einschlafen für es aufrecht. Diese bestehende Assoziation zwischen Füttern und Schlafen kann dein Baby daran hindern, Schlafzyklen in der Nacht eigenständig zu verbinden.
Zu den häufigsten versteckten Schlafassoziationen gehören:
- Füttern kurz vor der Schlafenszeit/Nickerchenzeit
- Anwesenheit der Eltern beim Einschlafen
- Ständiges Eingreifen, sobald dein Baby damit beginnt, sich eine eigene Schlafposition zu suchen → beim Hinlegen aus dem Stehen oder Ändern der Position des Babys (z.B. Drehen oder Kopfpositionierung, besonders wenn es länger als 1-2 Wochen dauert und das Baby eindeutig die Fähigkeit besitzt, es selbst zu tun)
Was kann man also tun, um den Schlaf des Kindes zu verbessern?
Grundsätzlich müssen wir die Verbindung zwischen bestehender Hilfe und dem Einschlafen allmählich unterbrechen bzw. auflösen.
Was tut man, wenn die Fütterung unmittelbar vor dem Einschlafen erfolgt?
Der einfachste Weg ist dafür zu sorgen, dass zwischen der letzten Fütterung deines Babys und dem Zubettgehen mindestens 30 Minuten liegen. Das bedeutet, dass du zwischen dem Füttern und dem Einschlafen auch einen idealen Raum für ein Schlafritual geschaffen hast. Vielleicht dimmst du das Licht, ziehst die Vorhänge zu, gibst deinem Kleinen ein paar Minuten Spielzeit auf dem Boden oder kuschelst mit ihm im Schaukelstuhl, singst ein Lied oder putzt ihm die Zähne. Diese Art von Ritual ist nicht nur dazu geeignet, deinem Kleinen zu signalisieren, dass die Schlafenszeit bevorsteht, sondern schafft auch einen angemessenen Raum zwischen Füttern und Schlafen.
Was, wenn dein Kind deine Anwesenheit möchte, bis es eingeschlafen ist?
Ist die versteckte Schlafassoziation deines Kindes, dass es dein Beisein beim Einschlafen einfordert und du das Zimmer erst verlassen kannst, sobald es tief schläft, gibt es verschiedene Methoden, dies zu ändern. Auch hier ist es das Ziel, die Schlafassoziation, also deine Anwesenheit, schrittweise aufzulösen und deinem Baby so beizubringen, eigenständig einzuschlafen. Oft lässt man sich auch in eine Art Machtspiel mit seinem Kind verwickeln, bei dem man sein Kind immer und immer wieder aus dem Stand hinlegen muss – bis es irgendwann liegen bleibt. Ist dies bei euch der Fall, setze dir ein realistisches Ziel – zum Beispiel kannst du dein Kind maximal zweimal pro Schlafenszeit hinlegen oder ermutige es, es selbst zu probieren, indem du neben ihm auf die Matratze seines Bettchen klopfst/streichelst. Und auch wenn dein Kind noch klein ist, kannst du auch versuchen ihm durch Worte zu erklären, was du von ihm möchtest.
Aber auch wenn es dein Baby allmählich schafft, sich selbst hinzulegen und dann einzuschlafen, kann es dennoch sein, dass es weiterhin an einer tief verwurzelten Schlafassoziation festhält. Ist dies der Fall, könnte man eine sanfte Methode aus unserem Schlafkurs anwenden, um das nächtliche Aufwachen/ nächtliche Fütterungen zu reduzieren. Und ich betone : reduzieren, nicht komplett absetzen. Je nach Alter deines Kindes kann es durchaus sein, dass es noch 1-2 Fütterungen pro Nacht braucht. Auch möchte ich unterstreichen, dass es möglich ist, auch dann eine langfristige Stillbeziehung mit seinem Kind aufrecht zu erhalten, wenn man die Verbindung Stillen – Schlafen auflösen und die nächtlichen Fütterungen reduzieren/entwöhnen möchte.
Hast du beim Lesen vielleicht auch eine “versteckte Schlafassoziation” erkannt, die zu häufigem Aufwachen in der Nacht bei deinem Baby beitragen könnte?