Die häufigste Frage, die ich von Eltern höre ist: “Wird das Schlaftraining mein Kind traumatisieren?” Es ist eine berechtigte Frage. Keine Eltern mit klarem Verstand wollen tatsächlich etwas tun, das sich negativ auf ihr Kind auswirkt. Weder jetzt noch in der Zukunft! Aber genau diese Frage bringt mich immer wieder etwas zum kochen, weil es so viele Mythen über Schlaftraining gibt.
Ich sehe so viele Mütter, die buchstäblich kurz vor einem Zusammenbruch stehen, weil sie derart unter Schlafmangel leiden. Sie sind unglücklich, hoffnungslos, deprimiert und überwältigt. Oft warten sie zu lange, um am Schlaf ihres Kindes zu arbeiten, und wenn sie zu mir kommen, sehnen Sie sich nach einer Veränderung. Wissen Sie was der Grund dafür ist, das diese Mütter so lange gewartet haben um Hilfe in Anspruch zu nehmen?
Angst.
Angst davor, dass sie ihr Kind traumatisieren. Für immer.
Ich kenne dieses Gefühl selber nur allzu gut. Dieselbe Angst hat damals auch mich davon abgehalten bei meiner ersten Tochter um Hilfe zu fragen. Nach einem langen Kampf mit mir selber habe ich mich dann endlich durchringen können jemanden zu kontaktieren.
Überraschenderweise war der Prozess viel einfacher als ich anfangs gedacht habe. Die Ergebnisse waren phänomenal. Anstatt dem Gefühl, meine Tochter jetzt traumatisiert zu haben, schien sie jetzt viel zufriedener zu sein als vorher. Auch ich war glücklicher, da ich zu mehr Ruhe kam. Durch das, dass ich weniger gestresst war empfand ich auch eine stärkere Bindung zu ihr und konnte sie mehr geniessen als vorher. Ebenso hatte ich keine Angst mehr vor dem Mittagsschläfchen und der Schlafenszeit am Abend, weil diese jetzt viel konstanter waren. Es war unglaublich!
Meine Erfahrung entsprach nicht der Angstmache, welche ich im Vorfeld von Schlaftraining gehört hatte. Gleichzeitig erkannte ich, dass so viele Mütter in der gleichen Situation waren, gefangen in Angst um Hilfe zu fragen. Hilfe auf welche sie so sehr angewiesen wären. So viele Mütter, mit denen ich spreche, treffen viele ihrer Entscheidungen im Bezug auf Schlaf aber auch zu sonstigen Themen basierend auf der Angst etwas falsch zu machen und ihrem Kind dabei zu schaden! Soviel zu der Frage, warum Mütter ständig Schuldgefühle haben!
Aufgrund von diesen Begegnungen machte ich mich auf die Suche nach Antworten – was ist die WIRKLICHE Geschichte hinter dem Schlaftraining? Und welche Mythen über Schlaftraining sollten Sie auf keinen fall glauben?
Mythos 1: Schlaftraining = Ihr Kind muss sich in den Schlaf weinen
Fakt ist: Es gibt ganz viele verschiedene Methoden des Schlaftrainings! Beruhigung mit Abstand oder “Schreien lassen”, wie es bei den Eltern bekannt ist, ist nicht die einzige. Eltern sollten nie das Gefühl haben, dass ihre einzige Möglichkeit darin besteht, ihr Kind alleine in den Schlaf weinen zu lassen! Immer ermutige ich meine Kunden, eine Methode zu wählen, bei der sie sich wohl fühlen und bei der sie das Gefühl haben, diese bei Ihrem Kind anwenden zu können. Zum Beispiel wählen viele von meinen Kunden einer von diesen 3 sanften Schlaftrainingsmethoden.
Mythos 2: Wenn Sie Ihr Kind weinen lassen, dann führen Sie Ihrem Kind irreparablen psychologischen Schaden zu
Fakt ist: Die Argumente welche diese Aussage untermauern basieren tatsächlich auf Forschung. Diese Forschung wurde in Waisenhäusern in Osteuropa und an Ratten durchgeführt. Diese schreckliche Umgebung kann natürlich nicht mit einem liebevoll Zuhause verglichen werden wo generell auf die Nöte und Bedürfnisse des Kindes eingegangen wird! Es ist, glaube ich, für uns alle klar, dass ein Kind in einem Waisenhaus welches nie Trost oder Zuwendung bekommt schrecklich leidet und psychologisch geschädigt wird. Dies bezeichnet man dann aber als chronischen Stress – dabei bleiben die Stresshormone über einen langen Zeitraum hoch. Im Gegensatz dazu haben andere relevante Forschungen gezeigt, dass die kurzen Schreizeiten, welche während einem Schlaftrainings auftreten können, KEINE langfristigen Auswirkungen auf das psychologische Wohlbefinden eines Kindes oder deren Bindung zu den Eltern haben.
Lassen Sie mich hier klarstellen. Ich bin strickt gegen die Methode “extinction” bei der Eltern ihr Kind ohne jegliche Interaktion einfach weinen lassen. Es gibt viele andere, sanftere und humanere Methoden! Es kann sein, dass Ihr Kind trotzdem noch etwas weint. Es weint um Ihnen mitzuteilen, dass es die Veränderung nicht mag (weinen ist der einzige Mechanismus, den es hat dies auszudrücken). Solange aber der Prozess das Alter und die Bedürfnissen des Kindes berücksichtigt (was natürlich bedeutet, dass Sie sich immer noch um das Kind kümmern), wird dabei KEINEN Schaden für Ihr Kind entstehen. Tatsächlich profitieren sie sogar noch davon und bilden nicht nur gesündere Schlafgewohnheiten, sondern auch eine stärkere und sicherere Bindung zu Ihnen.
Mythos 3: Damit ein Kind eine gute und starke Bindung hat muss es, bei Ihnen im Bett schlafen, immer auf Wunsch gestillt werden, ständig getragen werden und kein Schlaftraining erhalten
Fakt ist: “Attachment Parenting” ist nicht dasselbe wie “Attachment Theory”. Attachment Parenting ist ein Erziehungsstil, der vom Kinderarzt William Sears und seiner Frau in den 1980er Jahren entwickelt wurde. Die Bindungstheorie ist eine Forschung über die Bindung, welche von Bowlby und Ainsworth in den 1950er Jahren-1980er Jahren durchgeführt wurde. Obwohl das schlafen im gleichen Bett, Stillen und Tragen Ihres Babys eine starke Bindung fördern kann, sind sie eigentlich keine Indikatoren für eine starke Bindung zu Ihrem Baby. Der Hauptindikator für eine starke und sichere Bindung zwischen Mutter und Kind ist das Reaktionsvermögen und Sensibilität der Mutter für ihr Kind und dessen Bedürfnisse. Hier finden Sie einen großartigen wissenschaftlichen Bericht zu diesem Thema.
Ob Sie Ihr Baby direkt neben sich oder im anderen Raum schlafen lassen, stillen oder ihm Flaschen Nahrung geben, es in einem Tragetuch überallhin tragen oder einen Kinderwagen bevorzugen…. So oder so, Ihrem Kind geht es gut, solange Sie angemessen und konsequent auf seine Bedürfnisse reagieren! Nur Sie wissen, was das Beste für Sie und Ihr Baby ist. Lassen Sie sich nicht durch einem Gruppenzwang binden. Es gibt nicht nur einen richtigen Weg um ein gesundes und glückliches Kind großzuziehen.
Mythos 4: Babys sind entweder gute oder schlechte Schläfer
Fakt ist: In gewissem Sinne stimmt diese Aussage. Einige Kinder haben die Tendenz, leichter einschlafen zu können als andere (dies aufgrund ihres angeborenen Temperaments). Auf lange Sicht sind Schlafgewohnheiten jedoch ein gelerntes Verhalten und keine angeborene Eigenschaft. Erfreulicherweise zeigt die Forschung, dass unser Handeln und unsere Erwartungen als Eltern eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der Schlafgewohnheiten unserer Kinder spielen.
Schlaftraining hat oft einen schlechten Ruf – die Menschen gehen davon aus, dass es darum geht, ein Kind dazu zu zwingen, auf eine bestimmte Weise zu schlafen, unabhängig von seinen entwicklungsbedingten, emotionalen und biologischen Bedürfnissen. Leider fördert der Begriff “Schlaftraining” genau diese Perspektive, welche darauf hindeutet, dass der Schlaf erzwungen oder “trainiert” werden muss (ein Begriff, den wir oft mit jemandem assoziieren, der eine Fertigkeit erlernt, welcher er noch nicht bereits besitzt).
In Wirklichkeit trainieren Sie Ihr Kind jedes Mal, wenn es am Abend ins Bett geht. Dies geschieht unabhängig davon, ob Sie sich dessen bewusst sind oder nicht! Die Art und Weise, wie wir über den Schlaf denken hat auch einen Einfluss auf unser Kind und auf das was es von dieser Zeit erwartet. Wenn wir unser Kind in den Schlaf schaukeln, dann weiss es nur so einzuschlafen. Wenn ein anderes Kinder mit der beruhigenden Anwesenheit eines Elternteils ermutigt wird, im eigenen Bett selber einzuschlafen wird dies die Gewohnheit sein welche es lernen wird.
Da jede unserer Handlungen und Erwartungen die Gewohnheiten unseres Kindes kurz- und langfristig prägt, müssen wir auf die Botschaften, die wir senden, und die Muster, die wir ihnen beibringen, achten. Deshalb ist mein Ansatz, dass wann immer möglich, von Anfang an hilfreiche und gesunde Schlafmuster für unsere Babys eingesetzt werden sollten. Dabei muss auch darauf geachtet werden, wann sich Dinge ändern müssen. Das bedeutet nicht, dass Sie Ihr Baby niemals in den Schlaf kuscheln können! Die ist manchmal notwendig und auch ebenso wichtig, besonders in der Neugeborenenphase. Nach etwa 3-4 Monaten gewöhnen sich Babys jedoch an gewisse Abläufe und beginnen eigenen Verhaltensmuster zu formen. Während oder insbesonder nach dieser Zeit ermutige ich die Eltern dazu, sich der Schlafgewohnheiten ihrer Kleinen und der Auswirkungen auf den Schlaf besser bewusst zu sein.
Man könnte also sagen, dass die Eltern, welche ich berate, sich dazu entschlossen haben den Schlaf ihrer Kinder “umzutrainieren”. Die Muster, welche ihr Kind bisher für den Schlaf kannte, müssen geändert werden und durch neue hilfreichere ersetzt werden.
Ob Ihr Kind als Neugeborenes ein “guter – oder schlechter Schläfer” war, ist nicht ausschlaggebend und muss in Zukunft auch nicht so bleiben.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen eine etwas andere Perspektive zum Schlaftraining geben und Sie ermutigen, die Schlafgewohnheiten Ihres Kindes zu betrachten und wenn nötig zu ändern.
Wenn Sie dazu Hilfe und Unterstützung brauchen, buchen Sie Ihre kostenlose Erstberatung schon Heute, und kucken wir gemeinsam, wie wir Ihrem Kind besser schlafen helfen können.